Das Problem der Unterzuckerung bei Diabetikern
Wenn vom Blutzuckerspiegel im Zusammenhang mit einem Diabetes-Erkrankung gesprochen wird, wird meist der zu hohe Zuckerspiegel im Blut als Gefahr beschrieben.
Aber nicht nur, wenn der Blutzucker zu hoch ist, droht Gefahr. Auch eine Hypoglykämie (Unterzuckerung) kann bedrohlich, im Ernstfall sogar lebensgefährlich sein.
Eine Hypoglykämie entsteht, wenn die Blutzuckerspiegelwerte unter 70 mg/dl (3,9 mmol/l) sinken. Sie ist eine der häufigsten Komplikationen eines Diabetes mellitus.
Bei Nicht-Diabetikern tritt normalerweise keine Hypoglykämie auf, da der Körper eines gesunden Menschen in der Lage ist, gegen eine Unterzuckerung Hormone zu bilden, die den Blutzuckerspiegel wieder erhöhen.
Gelegentliche „Ausreißer“ der zu erwartenden Zuckerwerte beachten die Ärzte wenig. Es ist dann jeweils schwer zu sagen, welche Faktoren hier eine Rolle spielen.
Das Risiko für Unter- (und auch Überzuckerungen) bei Diabetes-Erkrankten ist individuell sehr unterschiedlich und hängt besonders vom Diabetes-Typ ab. Typ-II-Erkrankte, die nicht auf die Einnahme oder Injektion von Medikamenten angewiesen sind, haben nur ein relativ geringes Risiko eine Unterzuckerung zu erleiden.
Größer ist die Gefahr einer Hypoglykämie im Anfangs-Stadium der Erkrankung. Beim Diabetes Typ II herrscht kein Mangel an Insulin, sondern die Zellen reagieren kaum noch auf den hormonellen Reiz. Der Organismus gerät dann sozusagen „in Panik“ und kurbelt die Insulin-Produktion an.
In dieser Situation kann es dann zur gesteigerten Glucose-Aufnahme der Zellen kommen. In der Folge fällt der Blutzucker dann auf ein kritisches Niveau.
Bei Typ-II-Diabetikern, die zuckersenkende Medikamente einnehmen oder bereits Insulin spritzen müssen, ist das Risiko mit dem von Typ-I-Diabetikern vergleichbar. Menschen mit der Typ-I-Variante der Erkrankung erleiden freilich häufiger eine Hypoglykämie als Typ-II-Diabetiker.
Die größte Risikogruppe machen Diabetiker aus, die unter einer Unterzuckerwahrnehmungsstörung leiden, die also die ersten Warnzeichen nicht erkennen können.
Zu einer solchen Störung kann es vor allem nach jahrelanger Diabetes-Erkrankung kommen. Hier kann mit speziellen Schulungen Abhilfe geschaffen werden.
Wie entsteht eine Unterzuckerung, was sind die Auslöser?
Viele Verhaltensweisen können eine akute Unterzuckerung auslösen. Der am häufigsten vorkommende Auslöser ist das Auslassen einer Mahlzeit, nachdem ein Insulinpräparat eingenommen oder injiziert worden ist.
Aber auch eine Fehleinschätzung des Kohlenhydratgehaltes von Nahrungsmittel kann durch die Überdosierung der Insulindosis eine Hypoglykämie auslösen.
Viele Diabetiker erleiden eine Unterzuckerung, wenn sie zu viel oder zu anstrengenden Sport treiben. Hierbei muss auch berücksichtigt werden, dass auch bis zu 30 Stunden nach der sportlichen Betätigung ein erhöhtes Risiko einer Hypoglykämie besteht.
Bei ersten Warnzeichen einer Hypoglykämie sollten aktive Diabetiker vor und während des Sports schnell und langsam wirkende Kohlenhydrate zu sich nehmen und eine Pause einlegen, bis sich der Blutzuckerspiegel wieder normalisiert hat. Am schnellsten geht Glucose ins Blut, deswegen sollten Diabetiker immer entsprechende Drops mit sich führen.
Unterschätzt wird auch oft die Auswirkung von Alkohol. Wenn die Leber Alkohol abbaut, stellt das Organ die Zuckerproduktion zurück. Daher wird auch weniger Zucker ins Blut abgegeben.
Besonders gefährlich sind alkoholische Getränke, die neben dem Alkohol auch eine große Menge an Kohlenhydraten enthalten (wie Liköre oder Bier). Denn diese erhöhen durch ihren Kohlenhydratgehalt zunächst den Blutzuckerspiegel.
Spritzt der Diabetiker daraufhin Insulin und setzt die Leber gleichzeitig die Zuckerproduktion aufgrund der Alkoholaufnahme herab, kann eine schwere Unterzuckerung die Folge sein.
Des Weiteren können auch eine Gewichtsabnahme, die Einwirkung hoher Temperaturen, bestimmte Erkrankungen (beispielsweise Magen-Darm Erkrankungen), Fehler bei der Injektion oder eine Schilddrüsenunterfunktion im Zusammenhang mit einem Diabetes mellitus eine Hypoglykämie auslösen.
Signale einer Unterzuckerung
Häufig kündigt sich eine Unterzuckerung durch Herzrasen, eine Erweiterung der Pupillen, Blässe um Mund und Nase, vermehrtes Schwitzen und Zittern an.
Greift der Betroffen bei diesen ersten Warnzeichen nicht ein, kommt es zu Symptomen wie Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Sprach- und Sehstörungen, Konzentrationsschwächen, Heißhunger oder einem pelzigen Gefühl im Mundraum und auf den Lippen.
Als Symptome einer fortgeschrittenen Hypoglykämie zeigen sich schließlich Störungen des Bewusstseins und des Verhaltens, sowie Krampfanfälle und Koordinationsstörungen.
Die gesundheitlichen Folgen einer Hypoglykämie
Werden die Anfangs-Symptome nicht wahrgenommen, kann es zur Bewusstlosigkeit kommen. Dieses diabetische Koma ist akut lebensbedrohlich. Langzeitschäden nach jahrelang durchmachter Krankheit mit ständigen Unterzuckerungen sind Schäden an Nerven, Herz und Gehirn. Am Ende können Demenz und funktionelles Hirnversagen stehen.
Um einer Unterzuckerung zu begegnen, sollten Diabetiker immer Traubenzucker oder kohlenhydrathaltige Getränke bei sich und ihren Blutzuckerspiegel im Blick zu haben.
Den Blutzucker überwachen
Diabetiker im fortgeschrittenem Stadium müssen ihren Blutzucker ständig überwachen. Das dient nicht nur der Vorbeugung von Langzeitschäden, sondern auch die akut bedrohlichen Hypoglykämien können so verhindert werden.
Mit dem Zuckertest erkennt der Kranke eine Unterzuckerung, sodass Gegenmaßnahmen gezielt erfolgen können. Die Zuckerwerte sind auch ein wichtiger Parameter, um Insulin-Injektionen zusammen mit der Kohlenhydrat-Aufnahme zu berechnen und zu dosieren.
Die meisten insulinpflichtigen Diabetiker haben immer einen tragbaren Glucometer bei sich, der nicht viel größer ist als eine Streichholzschachtel. Aus der Fingerbeere wird ein Tröpfchen Blut entnommen und auf einen Teststreifen aufgetragen, der dann ins Analyse-Modul des Gerätes gesteckt wird. Daraufhin kann das Ergebnis abgelesen werden.
Der Dexcom-Monitor bietet eine kontinuierliche Blutzuckermessung und arbeitet ohne weiteres Zutun. Ein Sensor in der Haut misst den Glucosewert im Gewebe in kürzeren Abständen und gibt bei Abweichungen nach oben oder unten einen Alarm.
Bei neueren Geräten erfolgt die Datenübertragung auf das Endgerät sogar wireless. Diese Methode ist die sicherste Möglichkeit, um Unterzuckerungen sofort zu erkennen.
Zur Einstellung des Diabetes mit Insulin, zuckersenkenden Medikamenten und Diät-Plan ist zunächst ein Blutzuckertagesprofil erforderlich. Meistens geschieht die Erstellung des 24-Stunden-Verlaufes im Krankenhaus. Die über den Tag verteilten Blutentnahmen ermöglichen eine exaktere Messung des Blutzuckers, als dies mit Teststreifen oder Hautsensoren möglich ist.
Den HbA1c-Wert kann nur der Arzt anhand einer Blutentnahme ermitteln. Der Parameter stellt denjenigen Blut-Glucose-Anteil dar, der an den roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) gebunden ist. Dieser, sogenannte „Langzeitzucker“, bietet einen Überblick über den Glucose-Status der letzten 3 Monate. Dadurch kann das Risiko für eine Hypoglykämie eingeschätzt werden.
Bei Verdacht auf Diabetes erstellt der Arzt einen Glucosetoleranz-Test. Zuerst wird der Nüchternblutzucker gemessen, wonach der Patient eine Glucose-Lösung trinken muss. Nach 2 Stunden wird die Zuckermessung wiederholt. Der Wert sollte sich dann wieder im normalen Bereich eingependelt haben. Ist dies nicht der Fall, bahnt sich eine Diabetes-Erkrankung an.
Diabetiker können in eine Ketose geraten
Eine Ketose ist ein Stoffwechselzustand, in dem der Körper zur ausschließlichen Verbrennung von Fetten übergeht. Diese Reaktion erfolgt bei der unzureichenden Verfügbarkeit von Zucker. Die Fette werden in Fettsäuren und Ketone wie Aceton und Hydroxybutyrat gespalten, die den Weg des Glucoseabbaus gehen können.
Ursache ist eine zu geringe Aufnahme von Kohlenhydraten.
Nun müssen Diabetiker den Verzehr von Kohlenhydraten streng kontrollieren, das heißt auch beschränken. Typ-II-Diabetiker können durch eine restriktive Diät ihre Krankheit sogar vollständig heilen. Dafür wird manchmal eine ketogene Diät empfohlen, die praktisch keine Kohlenhydrate enthält.
Auch das intermittierende Fasten soll hier eine Maßnahme darstellen, um den Krankheitsverlauf umzukehren. Bei dieser Diät wird mindestens 12, bis maximal 18 Stunden innerhalb von 24 Stunden gar nichts gegessen. Beide Methoden bergen freilich die Gefahr einer Hypoglykämie und einer Ketose in sich.
Deswegen sollten Diabetiker, die diese Diäten durchführen, ihren Keton-Spiegel überwachen. Dafür können Ketometer verwendet werden, die wie ein Glucometer mit Teststreifen funktionieren. Ähnliche Teststreifen gibt es auch für die Keton-Messung im Urin.
Daneben können die Ketone auch in der Atemluft gemessen werden. Die Geräte arbeiten vergleichbar mit den bekannten Alkotestern.
Weniger Kohlenhydrate – mehr Vitalstoffe
Trotz dieser Risiken ist eine Verlagerung der Ernährung weg von viel Kohlenhydraten hin zu mehr gesunden Fetten und Proteinen sinnvoll. Das gilt übrigens nicht nur für Diabetiker. Gesunde Fette enthalten beispielsweise die ungesättigten Omega-3-Fettsäuren, die in hochwertigen Ölen wie Kokos- und Olivenöl vorkommen.
Nüsse und Körnerfrüchte sind ebenfalls anzuraten. Dazu gehören zum Beispiel Kürbiskerne, Sesam, Macadamia- und Pekanüsse und Kreuzkümmel. Zusätzlich sind mittelkettige Fettsäuren empfehlenswert (MCT-Öle). Gesättigte Fettsäuren, insbesondere die technisch hergestellten Transfette, sind absolut zu meiden.
Eine gesunde Ernährung liefert Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe, die gerade bei Diabetes von großem Nutzen sind. So ist Zink ein Bestandteil von Insulin und Magnesium verstärkt die Wirkung des Hormons. B-Vitamine kurbeln den Zuckerabbau an und Vitamin C optimiert die gesamte Blutzuckerregulation.
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