Diabetes mellitus Typ 2: Wann helfen Antidiabetika Tabletten?

Viele Patienten, die an Diabetes mellitus Typ 2 leiden, könnten auf regelmäßige Medikamenteneinnahme verzichten, wenn sie ausreichend Sport treiben und ihre Ernährung umstellen würden.

Durch erhöhte sportliche Betätigung bei Diabetes (mindestens dreimal die Woche 30 Minuten) gewinnt der Körper die Insulinaufnahmefähigkeit zurück und das körpereigene Insulin wirkt besser.

Leider lässt sich nicht jeder Betroffene auf diese einfache Art und Weise ohne Medikamente behandeln. Mögliche Gründe dafür sind, neben magelnder Kooperationsbereitschaft des Patienten:

  • notwendige Medikamentengabe von Präperaten, die den Blutzuckerspiegel steigen lassen (z.B. cortisonhaltige Medikamente)
  • Nahrungsmittelallergien oder Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten (z.B. ein gehäuftes Auftreten von Allergien gegen verschieden Obstsorten)
  • zeitgleiche Demenzerkrankungen hindern den Patienten an der gewünschten Verhaltensumstellung

Patienten dieser Gruppen kommen für eine Diabetes Therapie mit Antidiabetika in Frage. Diese werden oral eingenommen und lassen sich in drei verschiedene Gruppen einteilen.

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Wirkstoffgruppen der oralen Antidiabetika

Biguanide

Metformin ist das einzige Präperat, das noch aus dieser Gruppe zu erhalten ist. Die Bedeutung des alten Wirkstoffes hat seit neueren Entwicklungen stark abgenommen. Biguanide senken den Blutzuckerspiegels des Patienten ohne Einflussnahme auf den Insulinhaushalt. Vermutlich reduziert das Medikament die Freisetzung von Glukose aus Leberstärke und steigert den anaeroben Abbau der Glukose (Glykolyse) und damit die Milchsäuregärung.

Daneben entdeckten Forscher einen weiteren Wirkmechanismus, der über die Darmflora funktioniert. Metformin begünstigt das Wachstum derjenigen Bakterien, die kurzkettige Fettsäuren produzieren. Diese wiederum senken den Blutzucker. Der Einfluss des Metformins auf das Mikrobiom führt aber auch zu Darm-Problemen.

Besonders geeignet ist das Präperat für Übergewichtige, denn im Gegensatz zu Sulfonylharnstoffen (die zu einer Gewichtszunahme führen können), wirken Biguanide appetitzügelnd. Nicht geeignet ist das Medikament jedoch für Patienten mit Leberschäden oder Nierenschäden und Herzkreislauf-Störungen und Lungenkrankheiten (COPD).

Glucose-Resorptionsverzögerer

Diese Art der Medikamentierung sorgt dafür, dass die Glukose zu schnell durch den Darm in das Blut übergeht. Das geschieht durch die Hemmung des Verdauungs-Enzyms Alpha-Glukosidase, das Glukose von Ketten-Molekülen wie Stärke abspaltet. So wird die Glukose aus Stärke (Brot, Nudeln, Kartoffeln, Reis) nicht mehr aufgenommen und unverdaut ausgeschieden. Das körpereigene Insulin wird durch die geringere Glukose-Konzentration besser mit dem Abbau fertig.

Das Medikament scheidet der Körper aus. Direkte Nebenwirkungen können allerdings im Gastrointestinaltrakt auftreten (Blähungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall). Beispiele der Glucose-Resorptionsverzögerer sind Miglitol und Arcabose.

Wenn man diese Präparate nimmt, sollte man allerdings bedenken, dass es besonders Zucker aus Obst, Brot o.ä. hemmt – diese können also im Notfall keine Unterzuckerung mehr ausgleichen. Steigen Sie daher besser auf Traubenzucker (Glukose) um.

Sulfonylharnstoffe

Medikamente mit diesen Wirkstoffen regen die Insulinproduktion in den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse an. Der Vorteil der meisten Sulfonylharnstoffe besteht darin, dass sie schon in geringer Dosis wirken und daher eine Einnahme einmal täglich ausreicht.  Der Nachteil ist allerdings, dass die erhöhte Produktion die herstellenden Zellen auch eher erschöpft.

Sulfonylharnstoffe sind vor allem für Typ-2-Diabetiker mit Normalgewicht geeignet, weil die appetitzügelnde Wirkung wie beim Metformin fehlt. Zu den Sulfonylharnstoffen gehören Präparate wie Tolbutamid, Glimepirid und Gliclacid.

Sulfonylharnstoffe wirken über einen Eingriff in den Kalium-Haushalt. Daher kann eine Überdosierung zur Hypokaliämie führen. Kontraindikationen sind Leber- und Nierenschäden sowie die gleichzeitige Einnahme diverser anderer Medikamente. Die gleichzeitige Aufnahme von Alkohol ist strengstens zu unterlassen.

Glinide

Glinide sind den Sulfonylharnstoffen in Wirkung und Nebenwirkung sehr ähnlich, auch wenn sie einer anderen Substanz-Klasse angehören. Handelsübliche Präparate sind Repaglinid und Nateglinid.

DPP-4-Inhibitoren

DPP-4-Inhibitoren fördern auf hormonellem Wege  die Insulin-Produktion in der Bauchspeicheldrüse. Präparate wie Saxigliptin und Sitagliptin verhindern den Abbau von GLP-1. Dieses Darm-Hormon wiederum ist Auslöser der Insulin-Sekretion.

Gliflozine

Gliflozine oder SGLT-2-Inhibitoren unterdrücken die Rück-Resorption der Glukose in der Niere. Dadurch wird Traubenzucker verstärkt über den Urin ausgeschieden. Allerdings kann dies zu Harnwegs-Infektionen führen. Außerdem sind die Präparate wie Invokana und Forxiga wahrscheinlich krebserregend und leberschädlich.

Glitazone

Glitazone fördern die Produktion von Enzymen des Glucose-Stoffwechsels. In der Folge steigt die Effektivität des Insulins. Die Wirkstoffgruppe hat daneben noch Wirkungen auf den Fettstoffwechsel, was ebenfalls therapeutisch genutzt wird. Präparate  dieser oralen Antidiabetika sind Pioglitazon und Rosiglitazon. Sie können mit Sulfonylharnstoffen und Metformin kombiniert werden.

Troglitazon wurde wegen Leberschädigungen vom Markt genommen. Pioglitazon steht im Verdacht, krebserregend zu sein.
Als weitere Nebenwirkungen können Kopfschmerzen und Ödeme auftreten.

Mehr dazu auch im Artikel: Die schulmedizinische Therapie bei Diabetes Typ 2.

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